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17 janvier 2008

KZ-Arzt in Südamerika gesucht

"Alt-Nazis aufzuspüren ist nicht schwer. Sie vor Gericht zu bringen, das ist der schwierige Teil," Efraim Zuroff, der Leiter des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem, spricht aus Erfahrung. Am Dienstag kündigte er in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires die Ausweitung des Programmes "Operation Letzte Chance" auf die südamerikanischen Länder, Argentinien, Chile, Uruguay und Brasilien an. In einer zweiten Phase soll es bald auf Paraguay und Bolivien erweitert werden. Mit der "Operation Letzte Chance" versucht das Zentrum, der alten untergetauchten Nazis doch noch habhaft zu werden. 10.000 US-Dollar erhält wer zur Ergreifung und gerichtlichen Verurteilung eines Nazi-Kriegsverbrechers beiträgt. Begonnen hat das Zentrum mit dem Programm im Jahr 2002 in den baltischen Ländern Litauen, Lettland und Estland. 2003 wurde es auf Polen, Rumänien und Österreich ausgeweitet, seit Januar 2005 gilt es auch für Deutschland. Laut Zuroff sind seither 488 Verdächtige in 20 Ländern aufgespürt worden. 99 Fälle wurden der jeweils zuständigen Staatsanwaltschaft übergeben. In Südamerika ist das Zentrum vor allem auf der Suche nach Aribert Heim. Heim, auch als "Doktor Tod von Mauthausen" bezeichnet, rangiert auf Platz zwei der Liste der meistgesuchten Nazi-Verbrecher. Vor ihm steht nur noch Alois Brunner. Die ehemals rechte Hand Adolf Eichmanns wird im arabischen Raum vermutet. Der mittlerweile 93-jährige Heim soll nach Information des Zentrum jedoch noch immer in Südamerika, vermutlich Chile oder Argentinien leben. Der Österreicher Aribert Heim arbeitete als Arzt in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Buchenwald und Mauthausen. Im KZ Mauthausen soll er hunderte von Inhaftierten durch Spritzen ins Herz oder bei Operationen ohne Betäubung getötet haben. Überlebende schildern ihn als extrem grausam. Nach dem Krieg praktizierte Heim in Bad Nauheim, später in Baden-Baden als Gynäkologe. Seit 1962 ist er auf der Flucht. Dass Heim tatsächlich noch am Leben ist, ist nicht zweifelsfrei sicher. Für das Simon-Wiesenthal-Zentrum gilt jedoch die Existenz eines Millionenkontos bei einer Berliner Bank auf seinen Namen als ein Beweis dafür, das Heim noch lebt. "Die Kinder könnten sofort das Erbe antreten. Sie müssten nur den Tod des Vaters belegen," so Zuroff. Für Heim ist eine Belohnung von 319.000 Euro ausgesetzt, woran sich auch die Regierungen von Österreich und Deutschland beteiligen. Das Programm ist jedoch nicht unumstritten. Der Vorwurf, der Denunziation werde damit Tür und Tor geöffnet, steht auch in Buenos Aires im Raum. "Wenn jemand in Argentinien seinen 70-jährigen deutschstämmigen Nachbarn als Altnazi denunziert nur weil er mit ihm im Clinch liegt, dann werden wir das auch feststellen," so Zuroff und geht in die Offensive: "Wenn jemand aber Ihren Großvater ermordet hat und wir finden den Mörder erst 60 Jahre später, dann haben Sie kein Problem auch wenn der Mörder mittlerweile 70, 80 oder gar 90 Jahre alt wäre. Auch Sie würden es gerecht finden, wenn diese Person für ihr Verbrechen bezahlt." Die argentinische Regierung hat ihre Unterstützung bereits zugesagt. Entsprechend positiv äußerte sich Efraim Zuroff nach einem Treffen mit Aníbal Fernández, dem künftigen Justizminister der Regierung von Cristina Kirchner. Allerdings stellte Zuroff klar, der argentinische Staat habe sich seit der Rückkehr zur Demokratie 1983 immer kooperativ gezeigt, wenn es um die Verhaftung und Auslieferung von Naziverbrechern gehe. Beispiele sind die SS-Offiziere Josef Schwammberger, der von 1948 bis 1987 in Argentinien lebte, bevor er an Deutschland ausgeliefert wurde. Und Erich Priebke, der 1995 nach Italien ausgeliefert wurde. "Eine aktive Rolle bei der Suche nach ihnen hat der argentinische Staat aber nie übernommen," so Zuroff. Und: "Argentinien hat auch nie eine ernsthafte Ermittlung über die Zahl und die Anwesenheit der aus Europa an den Río de la Plata geflüchteten Nazis durchgeführt." Nach Schätzungen des Simon-Wiesenthal-Zentrums fanden nach 1945 zwischen 150 und 300 Kriegsverbrecher in Argentinien Unterschlupf, die mit Hilfe des Roten Kreuzes und des Vatikans über die so genannte "Rattenlinie" aus Deutschland nach Südamerika hatten fliehen können.(von JÜRGEN VOGT/taz)
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